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Sommerreifen im Test: Premium überzeugt, Billigreifen nicht

Zehn Sommerreifen haben ACE, ARBÖ und GTÜ einem ausführlichen Test unterzogen. Während vier Produkte voll überzeugten, fiel eines glatt durch.

Beim Test.

 ©ACE Konstantin Tschovikov

Fahrzeuge in der Kompaktklasse sind seit Jahren beliebt und reihen sich in den Zulassungsstatistiken stets ganz vorne ein. Viele Kunden greifen insbesondere zu den Kombi-Ausführungen beispielsweise von Skoda Octavia, Opel Astra oder Toyota Corolla. Kein Wunder, überzeugen die Fahrzeuge mit schickem Design und bieten dank ausgeklügeltem Raumkonzept viel Platz. Die Urlaubsfahrt mit der Familie ist damit ebenso möglich wie der Transport großer Outdoor-Sportgeräte oder anderer sperriger Güter. Es sind sozusagen Alleskönner auf vier Reifen.

Alleskönner müssen nicht nur die Fahrzeuge sein, sondern auch die aufgezogenen Reifen. Gerade Sommerreifen sind enormen Belastungen ausgesetzt, allen voran der Asphalttemperatur: Während zu Beginn der Sommerreifensaison der Asphalt durchaus noch im einstelligen Celsius-Bereich liegen kann, steigt die Temperatur an der Fahrbahnoberfläche im Hochsommer schon mal in Richtung 50 Grad Celsius und mehr. Sommerreifen müssen aber immer und jederzeit funktionieren, um das Maximum an Bremsleistung, Fahrkomfort und Sicherheit zu bieten. Und das auf trockener und nasser Fahrbahn.

Das Testteam des ACE Auto Club Europa, Auto-, Motor- und Radfahrerbunds Österreich (ARBÖ) und der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH hat die Herausforderung angenommen und die Sommerreifen der Dimension 225/45 R 17 von Premiumherstellern wie Continental oder Michelin durch preisgünstigere Produkte wie beispielsweise von Austone oder Milestone ergänzt. Die Tests wurden auf dem Triwo-Testcenter südwestlich von Frankfurt am Main durchgeführt. Fahrzeuge waren ein Opel Astra Sportstourer für die Objektivtests und ein Volkswagen Golf VII Variant für die Subjektivtests.

Die ausführliche Ergebnistabelle gibt es hier: https://images.ace.de/dokumente/presse/ACE_Grafik_Sommerreifentest_2024_01.pdf

Und hier gibt es ein Video zum Test:

Bremstests auf trockener Fahrbahn

Der Bremstest auf trockener Fahrbahn ist für viele Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer wohl die relevanteste Größe bei der Auswahl der richtigen Pneus. In diesem Szenario mit einer Bremsung aus Tempo 100 km/h bis zum Stillstand zeigen die Reifen der unterschiedlichen Hersteller eine deutliche Spreizung. Während der Reifen von Continental bereits nach 33,7 Metern zum Stehen kommt, gelingt das mit dem Austone-Reifen erst nach 38,2 Metern. Der Abstand von 4,5 Metern zwischen Spitzenreiter und Schlusslichtern beträgt somit rund eine ganze Wagenlänge – das macht den Unterschied zwischen einem sicheren Halt bei einer Notbremsung und dem Aufprall auf ein ungewolltes Hindernis auf der Straße. Das Mittelfeld ist ziemlich ausgeglichen und unterscheidet sich zum Teil nur um wenige Zentimeter.

Bremsen auf nasser Fahrbahn

Im nächsten Testszenario reduziert das Team die Geschwindigkeit auf 80 km/h und führt auf nasser Fahrbahn eine Vollbremsung durch. So wie beim Bremsmanöver auf trockener Fahrbahn ist auch auf nassem Asphalt der Continental der Klassenprimus und bleibt bereits nach 27,4 Metern stehen. Dahinter liegen die Werte eng beieinander. Einzig die beiden preisgünstigsten Modelle von Milestone und der Austone benötigen rund vier Meter mehr Bremsweg.
 
Handling

Noch eklatanter zeigen sich die Unterschiede im Handling-Parcours auf nasser Fahrbahn. Platz eins belegt hier allein der Continental. Er überzeugt durch guten Grip sowie durch wirklich gutes und ausgewogenes Lenkverhalten mit guter Rückmeldung für Fahrerin oder Fahrer. Gleich drei Reifen eruiert Testfahrer Henning Renner als Verlierer dieser Kategorie: Austone, Milestone und Berlin. „Sie fahren sich unsicher, führen teils zu viel Übersteuern, sind vom Lenkverhalten unpräzise, mit deutlich weniger Grip und man hat während des Beschleunigungsvorgangs mit erhöhtem Untersteuern zu kämpfen.“ Sein Urteil ist klar: „Diese Reifen können in einer Notsituation ein Sicherheitsrisiko für Normalfahrerende darstellen.“
 
Aquaplaning

Beim Aquaplaning-Test dreht sich so manche Platzierung. Lag Maxxis beim Nassbremsen noch auf Platz zwei, rutscht der Pneu beim Aquaplaning in der Kurve auf den letzten Platz. Vredestein rückt vom Mittelfeld auf Platz eins und liegt mit deutlichem Abstand sogar vor dem Continental. Milestone, beim Bremsen immer auf dem vorletzten Platz, schafft es hier ins Mittelfeld.

Fazit des Sommerreifentests 2024:

Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig ein intensiver Reifentest ist. Nur ein wirklich sicherer Pneu bringt eine konstant gute Leistung. Neben den Aspekten der Verkehrssicherheit werden auch Vorbeifahrgeräusche und Rollwiderstand bewertet. Gesamtsieger ist klar der Continental. Er überzeugt in allen Disziplinen der Verkehrssicherheit und bietet im Testfeld die größte Sicherheit. Einziger Makel: Er ist von allen Reifen der lauteste – und er ist der teuerste. Sehr empfehlenswert sind zudem Vredestein, Michelin und Pirelli.

Durchgefallen und damit nicht empfehlenswert ist Austone. Milestone und Berlin sind in der Gesamtwertung nur bedingt empfehlenswert. Doch in den Disziplinen der Verkehrssicherheit fallen auch sie durch: Die Ergebnisse beim Bremsen und Nasshandling sind eindeutig. Sie können ein Sicherheitsrisiko für Normalfahrerinnen und -fahrer darstellen und somit auch andere Verkehrsteilnehmende in Gefahr bringen.


von Gerhard Mauerer