Gebrauchtwagenpreise sind 2024 deutlich gesunken
Gebrauchtwagen sind in Deutschland im Jahr 2024 deutlich günstiger gewesen als im Vorjahr. Das und mehr hat Autoscout24 ermittelt.
Die Verbraucher konnten sich 2024 über günstigere Gebrauchtwagen freuen: 26.942 Euro kostet ein entsprechendes Fahrzeug im Jahresdurchschnitt - das sind 6,1 Prozent weniger als 2023. Das geht aus dem AutoScout24 Gebrauchtwagen-Preis-Index (AGPI) für das Gesamtjahr 2024 hervor.
Demnach erzielten Händler die höchsten Preise mit gebrauchten Hybrid-Fahrzeugen: 38.118 Euro kosten diese im Jahresdurchschnitt. Hybride erleben 2024 zudem einen regelrechten Nachfrageboom: Entsprechende Inserate erhalten fast 60 Prozent mehr Anfragen als noch im Vorjahr.
Auch im Gesamtmarkt liegt die Nachfrage 2024 mit einem Plus von 11,6 Prozent deutlich über den Vorjahreswerten. Das Fahrzeugangebot wächst leicht um 1,5 Prozent. In der Monatsbetrachtung verteuern sich Gebrauchtwagen nach Preisrückgängen im Herbst zum Jahresende wieder leicht. Im November 2024 ziehen die Preise um 1,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf durchschnittlich 26.786 Euro an.
"Nach den extremen Preisrallyes der letzten Jahre mit Höchstpreisen im Frühjahr 2023 zeigt sich der Gebrauchtwagenmarkt im Jahr 2024 vergleichsweise stabil. Auch wenn wir von den früheren Durchschnittspreisen wie vor Corona weit entfernt sind, sehen wir eine allmähliche Normalisierung des Marktes, die stabilere Preise mit sich bringt", sagt Stefan Schneck, Deutschland-Vertriebschef bei AutoScout24. "Das liegt vor allem an einer veränderten Zusammensetzung des Angebots. Aufgrund von Produktionsengpässen in der Vergangenheit fehlen die sonst üblichen Volumina an höherpreisigen jungen Gebrauchten zwischen einem und drei Jahren, die normalerweise die Preise nach oben treiben würden. Zum Jahresende ziehen die Durchschnittspreise nun wieder leicht an. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass verfügbare jüngere Ware zunächst nur zögerlich vom Handel zugekauft wurde, was sich aber vor dem Jahreswechsel nochmals ändert, da die Händler mit frischen Beständen ins neue Jahr starten wollen. Zudem wurden im November auch weniger günstigere ältere Fahrzeuge angeboten. Auch im Dezember könnte die Preiskurve aufgrund dieser Gemengelage wieder leicht nach oben zeigen."
Antriebsarten: Hybride bleiben teuer, E-Autos werden billiger
Wie in den Vorjahren bilden Hybrid-Fahrzeuge auch 2024 die teuerste Antriebskategorie. Durchschnittlich 38.118 Euro müssen Verbraucher für ein entsprechendes Modell investieren. Damit sinken die Anschaffungskosten gleichwohl unter Vorjahreswert. Dieser betrug 2023 40.179 Euro - das sind 2.000 Euro mehr als 2024. Auch gebrauchte E-Modelle bleiben mit Durchschnittspreisen von 29.953 Euro relativ teuer. Und doch hat keine andere Antriebsart so stark an Wert verloren wie diese. So verlangten Händler vergangenes Jahr noch 36.517 Euro für einen gebrauchten Elektrischen - seitdem haben sich die Fahrzeuge um 18 Prozent verbilligt. Ihren Preispeak markierten die gebrauchten Stromer im September 2022, als sie über einen Wert von 50.000 Euro gestiegen sind. "Die Zeiten dieser enormen Preiseinbrüche scheinen vorerst vorbei zu sein", so Schneck. "In den letzten Monaten beobachten wir eine Stabilisierung, teilweise sogar wieder einen leichten Anstieg der Preise für gebrauchte Elektroautos. Das liegt jedoch nicht an einem starken Nachfragezuwachs, sondern vor allem daran, dass vermehrt jüngere und teurere Modelle aus vorheriger Leasing-Nutzung auf den Markt kommen und den Durchschnittspreis wieder leicht anheben."
Gebrauchte E-Autos bleiben damit im Schnitt vorerst teurer als ihre Verbrenner-Pendants, wenngleich mit zunehmendem Alter mittelfristig auch mehr günstigere Angebote auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen werden. So kostet ein gebrauchter Diesel im Jahresdurchschnitt 27.996 Euro. Zwar dokumentiert der AGPI auch bei Selbstzündern einen Wertverlust - mit 5,8 Prozent fällt dieser aber geringer aus als der von E-Autos. Ähnlich ist die Entwicklung bei Benzinern, deren Angebotspreise 2024 ebenfalls um 5,8 Prozent auf durchschnittlich 24.771 Euro zurückgehen. Auch Fahrzeuge mit Auto- und Erdgasantrieb reihen sich in den Trend ein: Der Durchschnittspreis von gebrauchten LPG-Autos sinkt um 6,2 Prozent auf 17.490 Euro, CNG-Fahrzeuge geben sogar 15,9 Prozent ab und kosten damit im Schnitt 13.218 Euro.
Fahrzeugsegmente: Oberklasse und Jahreswagen mit Preisabschlägen
Der Preisdruck macht sich 2024 in allen Segmenten bemerkbar. Moderat fällt er ausgerechnet in der teuersten Fahrzeugklasse aus: Gebrauchte Sportwagen verbilligen sich lediglich um 0,6 Prozent auf durchschnittlich 69.725 Euro. In der Oberklasse sieht das schon ganz anders aus. Zwar rufen Händler hier 2024 mit 63.053 Euro einen durchaus respektablen Durchschnittspreis auf, doch im Vergleich zum Vorjahr sind das 9,4 Prozent oder 6.515 Euro weniger. Doch auch am anderen Ende der Preisskala sparen die Verbraucher Geld. So verbilligen sich Kleinwagen um 6 Prozent und kosten damit durchschnittlich nur noch 13.363 Euro.
Beim Blick auf die Altersklassen wird deutlich, dass sich Jahreswagen wie gewöhnlich besonders stark verbilligen. Die Abschläge betragen hier 6,2 Prozent, sodass sich ihr durchschnittlicher Angebotspreis auf 40.134 Euro reduziert. Autos zwischen ein und drei Jahren geben im gleichen Zeitraum 2,8 Prozent ab, ihr Durchschnittspreise in 2024 pendelt sich daher bei 36.271 Euro ein. Stabiler ist die Entwicklung bei 10- bis 20-jährigen Gebrauchten: Die Durchschnittspreise sinken hier lediglich um 0,9 Prozent auf 9.344 Euro.
Angebot und Nachfrage: Nachfrage zieht an, Angebot schwächelt
Die rückläufige Preisentwicklung bei Gebrauchten lässt sich kaum auf mangelndes Kundeninteresse zurückführen. Im Gegenteil steigt die Nachfrage 2024 - gemessen an konkreten Anfragen für Fahrzeuginserate auf AutoScout24 - im Vergleich zum Vorjahr um 11,6 Prozent an. Das stärkste Plus verzeichnen die Händler für ihre Hybrid-Flotte: Entsprechende Anzeigen verbuchen im Schnitt 57,6 Prozent mehr Anfragen als 2023. Ebenfalls überdurchschnittlich gesucht im Vergleich zum Vorjahr, sind E-Autos - die Nachfragewerte steigen hier um 11,7 Prozent an. "Diese Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen: Sowohl bei Hybriden als auch Elektrofahrzeugen ergeben sich diese extremen prozentualen Veränderungen vor allem dadurch, dass wir die Entwicklung in Relation zur Nachfrage aus dem letzten Jahr betrachten, die denkbar schwach war", so Schneck. Bei den Verbrennern besteht 2024 mehr Interesse an Benzinern (+11,1 Prozent mehr Nachfrage) als an Dieseln (+9,8 Prozent). Bei Gasbetriebenen verzeichnet der AGPI Licht und Schatten: Während das Interesse an CNG-Modellen um 26,4 Prozent steigt, sinkt die Nachfrage bei LPG-Fahrzeugen um 1,1 Prozent im Vergleich zum Jahresschnitt 2023.
Im aktuellen Kalenderjahr stellen Autoverkäufer etwas mehr Fahrzeuge ins digitale Schaufenster als im Vergleichszeitraum 2023. So ist das Angebot leicht um 1,5 Prozent gestiegen. Die Händler reagieren insbesondere auf die steigende Nachfrage nach Hybridfahrzeugen: In diesem Segment steigen die Online-Inserate um 16,8 Prozent. Während die Anbieter ihr Angebot an Elektrofahrzeugen in etwa auf Vorjahresniveau halten (+3 Prozent), steigern sie ihr Angebot an gebrauchten Benzinern um 5,5 Prozent. Bei den Diesel-Inseraten hingegen legen sie 2024 den Rückwärtsgang ein. So verzeichnet der AGPI für diese Antriebsklasse 6,6 Prozent weniger Angebote. Auch Erdgasfahrzeuge werden weniger inseriert (-2 Prozent), während das Angebot an LPG-betriebenen Modellen mit einem leichten Plus von 0,8 Prozent stabil bleibt.